Für gut vier Milliarden Dollar übernimmt Walt Disney die Firma Lucasfilm des "Star Wars"-Produzenten Georg Lucas. Die erfolgreiche Filmreihe soll mit mehr als einem weiteren Film fortgesetzt werden
Star-Wars-Vater George Lucas verkauft sein Lebenswerk an die Walt Disney Company. Am Dienstagnachmittag gab der US-Unterhaltungskonzern bekannt, dass Lucas seine Produktionsfirma Lucasfilms für 4,05 Milliarden Dollar komplett an das Mäuse-Imperium überschreibt.
Lucas, bislang alleiniger Eigner von Lucasfilm, erhält die Hälfte der Summe in bar, dazu 40 Millionen Aktien von Disney, und soll zudem Berater beim kommenden gemeinsamen Großprojekt werden: Disney-Chef Robert A. Iger will die "Star Wars"-Saga fortsetzen, und bereits 2015 Part Sieben herausbringen.
Iger komplettiert mit dem zweitgrößten Ankauf seiner Ägide den Aufbau eines Fantasie-Film-Imperiums, den er 2006 mit dem kompletten Aufkauf von Steve Jobs Pixar-Studio für 7,6 Milliarden Dollar begann, und 2009 mit dem Erwerb der Marvel-Studios fortsetzte.
Marketingmaschinerie auch für Star Wars
Der Konzern beweist mit seinen Einkäufen seit Jahren, wie große Filmprojekte mit Fortsetzung über Fortsetzung auch in den Zeiten von digitalen Raubkopien und Film-Flatrates das große Hollywood-Geld einbringen können, hat mit der Vermarktung der Pixar-Figuren in TV-Serien, Comics, Franchises mit McDonalds oder ganzen Themen-Kreuzfahrten Milliarden verdient.
Nun will Iger seine perfektionierte Marketingmaschinerie auch auf das Star-Wars-Universum loslassen: "Diese Transaktion kombiniert ein Weltklasse-Portfolio von Inhalten wie Star Wars - eines der größten Familienentertainment-Franchises aller Zeiten - , mit Disneys einzigartiger und beispielloser Kreativität, nachhaltiges Wachstum über multiple Märkte und Plattformen hinweg zu generieren." Im Klartext heißt das: Han Solo und seine Freunde müssen nun einen Schuldenberg bei Disney abarbeiten, gegen den die Film-Schulden bei Jabba the Hut wie Kleingeld wirken.
Die gesamten Star-Wars-Filme haben in ihrer 35-jährigen Geschichte allein an der Kinokasse bislang insgesamt 4,4 Milliarden Dollar eingebracht. Disney wird es also nicht bei nur einer Fortsetzung belassen, sondern kündigte bereits weitere Filme nach Star Wars 7 an.
George Lucas glaubt an Star Wars
Ihrem 68-jährigen Schöpfer George Lucas ist das recht: "Ich habe immer geglaubt, dass Star Wars über mich hinaus weiterleben kann, und ich halte es für wichtig, den Wechsel zu meinen Lebenszeiten zu arrangieren." Neben Star Wars gehört auch die Indiana-Jones-Serie zu Lucas legendären Schöpfungen, und geht nun in Disneys Eigentum über.
Mit Lucasfilm erwirbt Disney zugleich auch das Portfolio aus preisgekrönten Spezialeffekt- und Tonstudios, das Visionär Lucas parallel zu Star Wars geschaffen hat: LucasArts, Skywalker Sound und Industrial Light & Magic gelten als Pioniere ihrer Metiers, haben etwa den Kino-Tonstandard THX geschaffen. Die Computer-Spiel-Division LucasArts trieb zudem in den 90er Jahren die Innovation im Computerspiele-Geschäft voran.
Die Leitung dieses Erbes soll eine Lucas-Vertraute behalten: Lucas Arts-Managerin Kathleen Kennedy soll auch unter Disney weiter das Tagesgeschäft im Star-Wars-Universum leiten, und Koproduzentin beim geplanten FIlm werden.
"Leia verliebt sich in Wall-E"
Ironischerweise verdiente Iger das Geld für den Lucasfilm-Einkauf zu einem Gutteil mit den Erfolgen einer Firma, die ursprünglich von George Lucas selbst ins Leben gerufen wurde: Die erfolgreichste Disney-Tochter Pixar wurde von Lucas als Abteilung seiner digitalen Spezialeffekt-Pioniere der Lucasfilm Graphics Group gegründet.
Die Transformation zum erfolgreichsten Trickfilmstudio der vergangen zwanzig Jahre trieb jedoch ein anderer Pionier voran: Apple-Gründer Steve Jobs kaufte Pixar 1986 für fünf Millionen Dollar von Lucas, und schaffte zehn Jahre darauf mit dem Hit "Toy Story" den Durchbruch für 3D-animierte Trickfilme. Der Verkauf an Disney 2006 machte Jobs zum größten Einzelaktionär bei Disney - nun profitieren seine Erben vom Einkauf bei Lucasfilm.
Im Netz fielen die ersten Reaktionen der großen Star-Wars-Fangemeinde eher gemischt aus: Unter dem Twitter-Tag # ifdisneydidstarwars tauschten sie launige Befürchtungen darüber aus, wie Disney Star Wars künftig familiengerechter und damit harmloser gestalten könnte: "Leia verliebt sich in Wall-E", "Han singt mit Jabba ein Lied" oder "Leia und die sieben Sith-Lords".
Quelle : Welt.de